Samstag, 17. April 2010

Der Strassenbauirrsinn - eine verpasste Chance



Was in den USA das Militär ist, ist in der Schweiz der Strassenbau. Horrende Summen werden von den beiden Staaten in den jeweiligen Bereich gesteckt, jenseits jeder Vernunft - eine mehr oder weniger versteckte Subvention unglaublichen Ausmasses. Dass man die Wirtschaft ankurbeln will, mag ja noch verständlich sein. Aber gibt es keine sinnvolleren Vorhaben, als Autobahnabschnitte im besten Zustand zu sanieren (aktuelles Foto von der A3), um nur ein Beispiel zu nennen? Macht es Sinn, konventionelle Bauunternehmen mit Subventionsgeldern vollzustopfen? Ist das die Branche, die uns das Morgen sichert? Man stelle sich stattdessen vor, diese Gelder würden in Projekte fliessen, die den Technologiestandort Schweiz stärken, z.B. durch die Förderung moderner Verkehrssysteme, die aus der freien Wirtschaft nicht allein kommen können, weil sie der Definition von allgemein gültigen Standards bedürfen. Mein visionärer Lehrer J. Törber hat zu meinen Schulzeiten - wir sprechen von den frühen 80er Jahren - schon proklamiert, dass das Verkehrssystem der Zukunft weder der reine öffentliche Verkehr noch der Individualverkehr sein wird. Weder kann der öffentliche Verkehr die Bedürfnisse einer modernen und effizienten Gesellschaft adäquat befriedigen, noch ist der reine Individualverkehr auf Dauer tragbar. Lösungen dazu besprachen wir, wie gesagt, schon vor fast 30 Jahren im Schulunterricht. Doch sie blieben im wesentlichen in der akademischen Welt. Was wäre es für ein bahnbrechender Schritt, wenn die Schweiz sich aufmachen würde, ein sogenanntes duales Verkehrssystem zu entwickeln und zu realisieren, und dies möglichst gleich noch weitestgehend unterirdisch. "Dual" heisst hier, dass man einerseits von seinem Zuhause in einer selbstgesteuerten Transportkabine individuell kürzere Strecken fahren kann und sich andererseits für längere Distanzen zu Knotenpunkten begibt, um sich dort einzugliedern in eine Kette dieser - dann nicht mehr selbstgesteuerten - Kabinen. Wir hätten "the best of both worlds."
Unmöglich? Mitnichten. Aber es bräuchte visionäre Figuren, die unsere Steuergelder in solche Felder lenken, anstatt sie so wie bisher auszugeben - wahrscheinlich dazu noch in einem Vergabesumpf zwischen sich viele Jahre kennenden (Aufträge vergebenden) öffentlichen Behörden und (Aufträge nehmenden) Bauunternehmen, von dem wir besser nichts wissen wollen.
Ich habe von Schätzungen gelesen, dass in der Schweiz in den nächsten 20 Jahren ca. 100 Milliarden Franken in den Strassenbau fliessen. Man stelle sich nur vor, was allein ein Bruchteil dieser Summe an Fortschritt im Verkehrswesen bewirken könnte, jenseits der Erneuerung eines Belags oder des Baus eines Kreisels. Es wäre mehr möglich.

Zwei interessante Links zum Thema:
http://faculty.washington.edu/jbs/itrans/reynolds-aspen.htm
http://www.cbruch.homepage.t-online.de/Rumba_e.html#Solution

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