Dienstag, 4. August 2015

50 Milliarden Verlust bei der SNB - und keiner regt sich auf...

Im Nachgang zu meinen Beiträgen zum bizarren Versuch, den Schweizer Franken an den Euro zu koppeln, hier ein Beitrag 
mit drei wichtigen Konklusionen zum Thema:


1. Wenn Zentralbanken beginnen, Wechselkurspolitik zu betreiben, kommen sie schnell in ein Fahrwasser der globalen Finanzmärkte, das sie nicht mehr kontrollieren können. Am Ende sind die Kosten möglicherweise sogar höher, als sie geworden wären, wenn man alles seinen Lauf hätte gehen lassen und auf eine Intervention verzichtet hätte. Diese Erkenntnis sollte auch der EZB ein Hinweis sein, mit ihrer Geldpolitik nicht immer neue Ziele jenseits der Geldwertstabilität verfolgen zu wollen.

2. Ein Aussteigen aus einem fahrenden Zug ist in der Geldpolitik mehr als gefährlich. Wenn Zentralbanken einen Richtungswechsel vornehmen, ist das mit gewaltigen Risiken, neuer Unsicherheit und erhöhter Volatilität verbunden. Das würde beispielsweise auch für die EZB mit Blick auf ihre Griechenland-Politik gelten. Auch hier lauert ein immenser Wertberichtigungsbedarf. Bei allem Ärger und Unverständnis betrieb die EZB vielleicht dann doch eine Politik der Schadensminimierung, indem sie an der Griechenland-Rettung mithilfe von Notkrediten festhielt.
3. Mit dem Ausstieg aus einer bestimmten Geldpolitik ist das Drama für die Zentralbanken noch nicht vorbei. Die Schockwellen einer Kursänderung können noch lange neue und andere Folgekosten verursachen. Auch deshalb wäre ein Grexit oder ein Richtungswechsel der EZB riskant. Notenbanken, die sich jemals haben verführen lassen, mehr als Geldpolitik zu betreiben, finden nur sehr schwer zurück zu einem Normalzustand. Deshalb wäre es für Zentralbanken wohl die klügste Verhaltensweise, bei ihren Leitlinien zu bleiben und nicht mehr zu tun, als für Preisstabilität und ein stabiles Finanzsystem zu sorgen.


zitiert aus: Die Welt "Das sind die Lehren aus dem Schweiz-Debakel" von Thomas Straubhaar, 04.08.2015



Unfassbar, dass so mancher immer noch denkt, man solle den Schweizer Franken wieder mit einem fixen Wechselkurs zum Euro ausstatten. Man kann auch wieder darüber reden, ob die Erde nicht doch eine Scheibe ist... Sollte man diesen Irrsinn wirklich wieder versuchen, könnte es die Stabilität der Schweiz in seinen Grundfesten erschüttern - und damit einen, wenn nicht den wesentlichen Standortvorteil des Landes verspielen. Und warum all das? Mehr Arbeitslose? Kaum. Weniger Hotelübernachtungen? Unmerklich, teilweise sogar steigend, siehe aktuell Artikel "Zürcher Tourismus boomt trotz starkem Franken" Vielleicht würde es Sinn machen, die Diskussionen zum Schweizer Franken zu beenden und stattdessen die Entwicklungen im realen Land eng zu beobachten. Vermutlich wird man einmal zurückblicken und sagen: "Das hat unsere Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit nochmals massiv gestärkt. Wir mussten uns auf die Zehenspitzen stellen. Aber wir haben viel dabei gelernt." Alternativ kann man natürlich auch die Krise herbeireden. Ich hoffe, diesem Nonsens wird kein Gehör verschafft. Die Schweiz ist stärker denn je und sollte stolz darauf sein.


Rechtliches

Beiträge und Kommentare geben jeweils die persönliche Meinung des Verfassers wieder. Es handelt sich nur um Veröffentlichungen von Martin Hellweg, wenn er auch der Autor ist. Alle Veröffentlichungen von Martin Hellweg macht er als Privatperson, nicht in Ausübung einer Funktion oder Tätigkeit.

Wenn nicht anders gekennzeichnet, liegt das Urheberrecht für die Beiträge (Texte, Bilder, Videos) und Kommentare beim Autor. Möchten Sie einen Text, ein Bild oder ein Video für eine Publikation nutzen, so wenden Sie sich bitte an hellweg.blog@gmail.com