Donnerstag, 26. Januar 2017

Trump the Trump

Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto hat das geplante Treffen mit US-Präsident Donald Trump abgesagt. Bravo. Er hat offensichtlich verstanden, wie man mit Donald Trump umgeht.

Donald Trump versteht nur eine Sprache, die Sprache der Stärke. Er ist ein grosser Bluffer. Auch wenn er schlechte Karten hat, geht er immer auf's Ganze. Über 3'000 Gerichtsfälle säumen den bisherigen Weg von Donald Trump. Immer sagt er "ich vergleiche nicht" ("never settle"). Er droht, poltert. Und was tut er dann am Ende? Er vergleicht. Jüngstes prominentes Beispiel: der Gerichtsfall rund um seine sogenannte Universität, die keine war, siehe Artikel: "Donald ‘Never Settle’ Trump Settles Trump University Fraud Lawsuit for $25 Million"

Theresa May macht einen Fehler, sich so schnell zu Trump zu begeben. Richtig wäre, ihn erst mal kommen zu lassen. Angela "Teflon" Merkel macht das deutlich besser. Ihr imponiert ein solches Gehabe nicht. Sie weiss, am Ende ist das viel heisse Luft.

Trump hat denkbar schlechte Karten für viele seiner Vorhaben. Wenn er von "America First" spricht und darunter seine protektionistischen Massnahmen versteht, dann kann er international nur auf "lose-lose" spielen. Sanktionen wie Strafzölle auf Importe in die USA sind gar nicht umsetzbar, ohne dass amerikanische Produkte das gleiche Schicksal im Ausland erfahren. Sanktionen werden immer mit Gegensanktionen beantwortet - eine Negativspirale, bei der es nur Verlierer gibt. Trump will aber nicht verlieren. Er wird nachgeben, wenn man nur ausreichend dagegenhält. Der angebliche Tatendrang mit all den unterzeichneten Dekreten mag den Anschein erwecken, als würde er bereits Fakten schaffen. Das ist nur in der Ausnahme der Fall, vielleicht bei der ein oder anderen Pipeline. Bei den grossen Vorhaben ist mehr Schein als Sein. Seine Dekrete sind dort häufig nicht mehr als Absichtserklärungen, um seine Wählerschaft zufriedenzustellen. Wirklich passiert ist noch wenig. Man sollte sich also davon nicht beeindrucken lassen. Weiter kommen lassen.

Ich hoffe, Europa biedert sich in dieser Situation nicht an. Sonst wird die Rechnung sehr teuer. Halten wir Kurs und notfalls dagegen, wird Trump sich austoben, einknicken und mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit ohnehin in zwei Jahren schon eine Lame Duck sein, wenn der Senat teilweise und das Repräsentantenhaus neu gewählt wird und er dann im Kongress über keine Mehrheiten mehr verfügt. Vielleicht ist der ganze Protektionismus-Spuk dann schon vorbei. Welche Zeiten im übrigen, in denen ein republikanischer Präsident (so zumindest sein Label) einen Kampf gegen die Windmühlen der Globalisierung führt - ein Kampf, der einen kurzfristigen Effekt ergeben mag, langfristig die USA aber schwächen wird, weil Protektionsmus, wenn er denn überhaupt wirkt, den Druck auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Inland wegnimmt und die Notwendigkeit von immer besserer Ausbildung und stetiger Innovation - wie es die Schweiz und Deutschland seit jeher praktizieren und so trotz hoher Lohnkosten äusserst erfolgreiche Exportländer sind - verringert. 

Trump verspricht die Rückkehr von Jobs im Kohlebergbau und in der Stahlbranche. Diese Jobs kommen nicht zurück oder werden extrem teuer erkauft. Für die Wirtschaft gilt das Gleiche wie für die Politik: Den Sturm möglichst unbeschadet vorüberziehen lassen. Ob Trump es wirklich wagt, Strafzölle zu erheben, ist im übrigen alles andere als klar. Sinn macht das ja nicht und das weiss er vermutlich auch (er selbst kauft den Stahl für seine Projekte auch nicht in den USA und die roten "America First" Cappies vom Wahlkampf waren wohl "Made in China"). Er will Firmenchefs mit seinem Gebaren eher einschüchtern in der Hoffnung, dass sie im vorauseilenden Gehorsam zunächst mal Projekte der Internationalisierung stoppen. Wie gesagt, ein Kampf gegen Windmühlen. Die Welt - insbesondere die der Wirtschaft - ist im stetigen Wandel und die Jobs von gestern sind nicht die von morgen, waren sie nie und werden sie nie sein. Darum: Nicht auf diese unheilvollen Rezepte einlassen, Ruhe bewahren, Kurs halten, dabei "a nice face" machen, notfalls aber auch, z.B. über Branchenverbände, klare Kontrapunkte setzen. Die, die sich jetzt anbiedern, werden einen teuren Preis bezahlen. Trump legt so etwas als Schwäche aus. Wenn er Dich als "greatest" bezeichnet, hast Du verloren, bist einer seiner Vasallen geworden. Am besten landet man nicht auf seinem Radarschirm und sonst sollte man eher einer der "worst people" sein. Auch das geht dann schnell vorüber, wie Hillary Clinton weiss - "Crooked Hillary" noch während des Wahlkampfs, dann von ihm initiierte Standing Ovations auf einer Party am Tag seiner Amtseinführung. So schnell kann sich der Wind drehen. Er meint das alles nicht so. Er meint sowieso nichts wirklich, wenn es nicht gerade was nützt. Er ist ein Spieler und pokert, sehr wendig, aber am Ende mit schwachem Blatt. 

Aussitzen und bei Bedarf deutlich gegenhalten, wenn er austeilt - dann gelingt ein "Trump the Trump" und seine für den Welthandel und globalen Wohlstand schädlichen Vorhaben implodieren. Der Spuk ist dann bald vorbei. Aber auch nur dann.

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