Samstag, 28. Mai 2011

Projekt "Schweiz 10 Millionen"

Einer westlichen Volkswirtschaft kann nichts Besseres passieren, als dass die Bevölkerung wächst und sich damit die in ihr geleisteten Arbeitsstunden, die Nachfrage, etc. erhöhen. Insoweit eine Volkswirtschaft die Einwanderer produktiv beschäftigen kann, führt das zu grösserem Wohlstand.

Und dennoch mehren sich in der Schweiz dieser Tage die Stimmen (siehe http://tinyurl.com/3v8k56d oder heute aktuell http://tinyurl.com/3sqqe8d ), die diese wohlstandsmehrende Zuwanderung "abwürgen" wollen. Dabei ist die Schweiz seit jeher ein Land, das mit Bevölkerungswachstum, Einwanderung und Integration gut umgehen kann. Man siehe nur folgende historische Daten:

1900: 3,3 Mio. Einwohner, Ausländerquote 12%
1970: 6,3 Mio. Einwohner, Ausländerquote 17%
2000: 7,3 Mio. Einwohner, Ausländerquote 21%
2009: 7,9 Mio. EInwohner, Ausländerquote 23%

Natürlich, die Ausländerquote steigt. Aber auch 1900 waren es bereits 12%, 1970 sogar 17%. Hat das die Schweiz in ihren Grundfesten erschüttert? Mitnichten. Die Nachfahren dieser damaligen Ausländer sind heute weitestgehend waschechte Schweizer. Es wird in 2-3 Jahrzehnten das Gleiche sein - eine wage Erinnerung an die ausländischen Vorfahren, aber ansonsten stramme Helvetier. Ein "Projekt Schweiz 10 Millionen" bis 2030 muss darum die Identität des Landes nicht gefährden. Die Kinder der Einwanderer werden bereits Schweizerdeutsch sprechen und ihre Kindeskinder erzählen vom eingewanderten Opa nur noch als ferne Erinnerung. Sie jubeln, wenn die Schweiz im Fussball gewinnt (was im übrigen mit einem Bevölkerungswachstum ceteris paribus auch wahrscheinlicher werden müsste, wie die aktuellen Nachnamen in der Nationalmannschaft zeigen).

Auch infrastrukturell stellt ein "Projekt Schweiz 10 Millionen" keine unüberwindbare Herausforderung dar, auch wenn das gern stipuliert wird. Es wäre vielmehr eine grosse Chance. Die Ansiedlung von 2 Mio. Menschen lässt sich bei entsprechender Bauweise auf ca. 100-150 km² realisieren, was nur 0,3% der Schweizer Fläche beträfe. Nur vier solcher Zentren in der Schweiz bräuchte es, mit je 1/2 Mio. Einwohner, nicht grösser als ein Drittel von Manhattan (Manhattan beherbergt ca. 1,6 Mio. Einwohner auf ca. 60 km²). Diese vier Zentren könnten 2 Mio. Einwohner aufnehmen, ohne die Idylle der restlichen Schweiz auch nur ansatzweise zu beeinträchtigen. Sie könnten z.B. in den ohnehin bereits urbanen Regionen Zürich, Basel und Genf angesiedelt werden. Der Versuch im Zürcher Kreis 5 mit dem Mobimo-Tower (siehe http://www.mobimotower.ch ) zeigt den Weg. Aber warum so zaghaft? Man müsste in solchen Gegenden, wo kein schützenswerter Blick verbaut würde, wo es wenig Erhaltenswertes gibt, doch noch viel aktiver den Bau von weiteren "High Rises" fördern. Eine spannende urbane Architektur könnte einen grossartigen Kontrapunkt zur Schweizer Almlandschaft setzen. Die dichte Besiedlung würde Arbeitswege, Einkaufsfahrten, etc ökologisch und ökonomisch verkürzen. Die Wohnungsnot könnte in einem Rutsch mit gelöst werden. Die Schweiz würde sich als dynamisch und bewahrend zugleich positionieren, jeweils so, wie es sinnvoll ist, denn es gibt kein entweder-oder für eine fortschrittliche Gesellschaft mit Kultur.

Nun wird es wahrscheinlich ohnehin so kommen, dass die Schweizer Bevölkerung wachsen wird, auch ohne ein offizielles Projekt "Schweiz 10 Millionen" und trotz der aktuell eher einwanderungsfeindlichen öffentlichen Diskussion (grundlos, wie ich meine, ausschliesslich auf nationalistische Instinkte und Ängste basierend, die nicht weiterbringen). Die Einwanderung bahnt sich ohnehin ihren Weg. Man mag allenfalls die Geschwindigkeit etwas reduzieren können, aber das kommt um den hohen Preis, dass dann die unkontrolliert den Weg ins Land finden, die man nicht unbedingt gebraucht hat. Ein Fördern der "richtigen" Einwanderung hingegen führt zu einem positiven Resultat. Die Schweiz kann das aktuelle Bevölkerungswachstum wirtschaftlich und kulturell gut "verdauen". Sie ist aber eher ein Zufallsprodukt und wird nicht ausreichend gesteuert - z.B. nach gesuchten Berufsgruppen. Da gibt es Optimierungsbedarf. Eines aber muss man zunächst akzeptieren: Bevölkerungswachstum ist etwas Erstrebenswertes für unsere westlichen Volkswirtschaften. Manche würden sogar sagen, dass es eine Überlebensfrage ist, wenn wir die sozialen Lasten der Zukunft stemmen wollen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass sich die Schweiz in der gegenwärtigen Situation, mit enormen komparativen Vorteilen gegenüber den benachbarten Nationen in Europa, nicht nur nicht wehren, sondern sich aktiv bemühen sollte um ein Bevölkerungswachstum. Wenn man als Unternehmen auf dem Erfolgspfad ist und ein offensichtlich nachgefragtes Gut anbietet, dann gibt man ja auch Gas und drückt nicht auf die Bremse. Jetzt ist die Zeit, spannende und hochqualifizierte Menschen in die Schweiz zu holen. Sie werden einen ganz wichtigen Beitrag leisten dafür, dass es der Schweiz noch besser gehen wird, dass ihre Wirtschaftskraft steigt und dass damit auch die hohen Soziallasten, zu denen man sich als Staat verpflichtet hat und die de facto eher noch weiter ausgebaut werden, finanziert werden können. Sie werden die Schweiz dazu kulturell bereichern. Und dadurch wird das angestammte Kulturgut in keiner Weise herausgefordert, sondern nur ergänzt.

"Schweiz 10 Millionen" - ein spannendes Zukunftsprojekt für die Schweiz und ein netter Kontrapunkt zur aktuellen Diskussion :)

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