Donnerstag, 15. Januar 2015

Zahltag

Die Fixierung des Schweizer Frankens an den Euro zu kritisieren (siehe Blog-Beitrag vom 7.8.2011: http://martinhellweg.blogspot.ch/2011/08/den-schweizer-franken-passieren-lassen.html) war und ist eine Minderheitsmeinung. Das erstaunt. Denn was die Schweizer Nationalbank heute mit Perwolltönen verkündet, lässt sich auch in Zahlen ausdrücken und zeigt die Dramatik dieser überflüssigen Intervention über 3 1/2 Jahre: Durch die Fixierung des Schweizer Frankens an den Euro baute die Schweizer Nationalbank einen Bestand von gegen 500 Milliarden dieser Devisen auf. 500 Milliarden, die heute neu bewertet werden. Die Rechnung ist einfach. Korrigiert sich der Wechselkurs zu diesen Devisen um 20% und pendelt sich dort ein, so wäre der Verlust 100 Milliarden CHF. Nun hätte die Nationalbank immer einen Bestand an Devisen gehabt, aber er wäre bei weitem nicht so hoch. Sicher einmal sind Dutzende Milliarden Verlust eingefahren worden durch dieses 3 1/2jährige Währungsspiel.
Wer trägt den Verlust? Zunächst die Nationalbank, am langen Ende aber die in der Schweiz lebenden Bürger. Wie ist das zu rechtfertigen? Welche Indikatoren suggerierten 2011, dass ein solch drastischer Eingriff in den Devisenmarkt notwendig war? Die Arbeitslosigkeit zeigte nicht mal einen Hauch von negativer Entwicklung.


Wie meine Physiklehrerin zu Schulzeiten immer sagte, wenn ihr ein Versuch misslang: "Wie Sie sehen, sehen Sie nichts." Die Arbeitslosenquote war und ist in der Schweiz niedrig und nur geprägt von saisonalen Schwankungen. Und wenn überhaupt, dann war sie 2011 (und ist es seitdem) eher niedrig. Darin kann die Massnahme nicht begründet gewesen sein.
Warum konnte man also nicht warten, bis sich zumindest ein Hauch von Krise andeutet? Von der Nationalbank wird der seinerzeitige Schritt heute damit begründet, dass man den Unternehmen in der Schweiz Zeit geben wollte, sich auf die neuen Währungsrealitäten einzustellen. Ein schräges Argument. Zum einen sollte ein Unternehmen immer versuchen, möglichst kompetitiv zu sein und den Gewinn zu maximieren - ob der Euro-Kurs bei 1.20 oder 1.00 ist. Vor allem aber: Warum sollen die Schweizer Bürger Dutzende Milliarden CHF dafür zahlen und die Unternehmen dies nicht mit eigenen Mitteln bestreiten? Es gibt keine sinnvolle Antwort darauf.
Wir zeigen in der Schweiz gern mit Fingern auf die EU. Und in der Tat ist die Welt hier sicherlich ein wenig mehr in Ordnung als dort. Aber auch nur ein wenig. Was die EU mit Griechenland tat - eine teure stabile Seitenlage mit ungewissem Ausgang auf Kosten der Bürger -, hat sich in der Schweiz sehr ähnlich mit der Fixierung des Schweizer Frankens an den Euro zugetragen: Unsummen werden ausgegeben, um die Gesetze der Schwerkraft auszuhebeln - ein hoffnungsloses Unterfangen.
Heute ist nun Zahltag. Und zahlen dürfen wir.

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